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Das grösste deutschsprachige Buchprojekt zum «Wirksamen Fachunterricht» mit 22 Buchbänden ist fertiggestellt. Zu diesem Anlass fand am 20. September 2024 an der PH Luzern die Buchvernissage statt.
Schulunterricht ist dann erfolgreich, wenn er alle Schülerinnen und Schüler tatsächlich erreicht und damit wirksam ist. Doch was müssen Lehrpersonen eigentlich können, um ihren Fachunterricht wirksam werden zu lassen? Antworten gibt die grösste deutschsprachige Buchreihe zum «Wirksamen Fachunterricht», die nun fertiggestellt wurde. Nachdem die ersten 18 Bücher im Zeitraum von 2018 bis 2021 erschienen waren, wurde die Buchreihe im Frühjahr 2024 mit den neuen vier Büchern komplettiert.
«Ursprünglich waren drei fachdidaktische Bände als Antwort auf die allgemeindidaktisch-bildungswissenschaftliche Studie ‹Lernen sichtbar machen’ von Hattie geplant›, wie Prof. Dr. Volker Reinhardt (PH Freiburg), einer der vier Reihen-Herausgebenden, zum Auftakt der Buchvernissage erläuterte. Es ist anders gekommen. Unter ihm sowie Prof. Dr. Markus Rehm (PH Heidelberg), Prof. Dr. Markus Wilhelm und Prof. Dr. Dorothee Brovelli (beide PH Luzern) erläutern zwischenzeitlich fast 400 Expertinnen und Experten in 22 Bänden was einen qualitätsvollen, wirksamen Fachunterricht auszeichnet.
Mit der Vernissage vom 20. September 2024 fand das Buchprojekt einen würdigen Abschluss. Nach einem musikalischen Auftakt von Pius Häfliger, Kulturbeauftragter der PH Luzern, und dem Grusswort von Prof. Dr. Kathrin Krammer, Rektorin der PH Luzern, gaben die vier Reihen-Herausgebenden Einblick in den Entstehungsprozess des Buchprojekts und führten durch die Veranstaltung. Laut Volker Reinhardt und Markus Rehm hat man sich über längere Zeit am gut erforschten Mathematikunterricht orientiert. Zahlreiche Studien zeigten auf, wann Mathematikunterricht erfolgreich ist und was die Lehrpersonen dazu beitragen: Erfolgreiche Lehrpersonen gestalten ihren Mathematikunterricht demnach so, dass sich die Schülerinnen und Schüler zu jedem Zeitpunkt des Unterrichts durch die Lehrperson gut geführt fühlen, sie kognitiv aktiviert sind und sich von ihrer Lehrperson unterstützt fühlen.
Unter Federführung der Pädagogischen Hochschulen Freiburg, Heidelberg und Luzern haben sich schliesslich Expertinnen und Experten verschiedenster Universitäten und Hochschulen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz als Bandverantwortliche der Frage angenommen, ob diese drei Faktoren auch für ihr Schulfach prägend seien. In der Folge wurden erstmals für alle zentralen Unterrichtsfächer je 200 Fachdidaktikerinnen und Fachdidaktiker sowie fast 200 Personen mit schulpraktischer Expertise zu den empirischen Wirksamkeitskriterien ihres jeweiligen Unterrichtsfaches befragt. Aus den Antworten der Expertinnen und Experten sind schlussendlich insgesamt 22 Bücher entstanden: Jeder Buchband widmet sich einem Unterrichtsfach wie etwa die Neuerscheinungen dem Informatik-, Kunst- oder Ethik- und Philosophieunterricht.
Dass sich die fachdidaktischen Ansprüche an einen wirksamen Unterricht von Fach zu Fach teilweise deutlich unterscheiden, erläuterte Prof. Dr. Miriam Schmidt-Wetzel von der Zürcher Hochschule der Künste bei der Präsentation des Bandes «Wirksamer Kunstunterricht», den sie mitverantwortete: «Nur schon der Buchtitel «Wirksamer Kunstunterricht» führte bei den angefragten Expertinnen und Experten zur Frage, ob beim Kunstunterricht überhaupt von Wirksamkeit gesprochen werden dürfe». Fragen zu Klassenraummanagement, kognitiver Aktivierung und angepasster Lernunterstützung stünden beim Kunstunterricht nicht im Vordergrund. Demgegenüber stellte Prof. Dr. Dennis Komm (ETH Zürich) für den Informatikunterricht fest, dass sich die noch junge Fachdidaktik durchaus mit Fragen der Wirksamkeit auseinandersetze. «Nicht selten liegt der Fokus sogar auf pädagogischen Aspekten, wie der Beziehungsarbeit, die eigentlich für jeglichen Unterricht gelten», erläuterte Dorothee Brovelli, die den Bandherausgeber Dennis Komm am Abend vertrat.
Prof. Dr. Dominik Helbling, der an der Vernissage ebenfalls nicht teilnehmen konnte, gab per Videobotschaft einen Einblick in ein sehr traditionsreiches Fach, den Ethik- und Philosophieunterricht. Er betonte unter anderem die anspruchsvolle, aber immer wichtiger werdende Aufgabe dieses Fachs, sich mit Wertvorstellungen auseinanderzusetzen. Markus Wilhelm, der den Band «Wirksamer Unterricht in BNE» vorstellte, bestätigte dies mit einer Aussage eines interviewten Lehrers: «Ein entscheidender Unterschied zu Mathematik- oder Sprachunterricht ist, dass die Leistungsstärke der Lernenden nur eine untergeordnete Rolle spielt. Entscheidend sind vielmehr die Befindlichkeit und die Einstellung, ja sogar die Haltung».
Die vier an der Vernissage vorgestellten neuen Buchbände dokumentieren zusammen mit den bisherigen 17 Bänden, was die Wirksamkeit des jeweiligen Unterrichtsfachs ausmacht. Ergänzt werden sie durch einen Metaband, der die Ergebnisse für die Fächer zusammenführt und der durch komparative Analysen Unterschiede und Gemeinsamkeiten der einzelnen Unterrichtsfächer mit einem Fokus auf deren Wirksamkeit herausarbeitet. Die Buchreihe liefert somit zentrale Anregungen für die Unterrichtsvorbereitung, -gestaltung, -reflexion und -forschung.