9. November 2020

CLEVER-Ausstellung trotz Corona erfolgreich

Noch bis zum 11. November 2020 kann man in der Sentimatt «CLEVER einkaufen». Die Resonanz auf die Ausstellung ist sehr gut. Ex-Spitzensportler Lukas Christen äussert sich in einer exklusiven Kolumne pointiert zu den Hauptthemen des Projekts.

Als am 7. Oktober 2020 die Ausstellung «CLEVER einkaufen» in der Sentimatt eröffnet wurde, war Lukas Christen einer der prominenten Supporter. Und ein interessanter Gesprächspartner. Auf Bitte der PH Luzern verfasste der langjährige Spitzensportler (mehrfacher Paralympics-Sieger, Weltmeister und Weltrekordhalter in der Leichtathletik) aus Sempach eine persönliche und völlig unabhängige Kolumne zu einigen für ihn besonders wichtigen Aspekten von Nachhaltigkeit betreffend Ernähren, Einkaufen und Konsumieren.

Die von Seiten der PH Luzern für die Organisation und Koordination der Ausstellung «CLEVER einkaufen» zuständige Irene Schuler kann bereits Tage vor dem letzten Tag des Projekts ein positives Fazit ziehen: «Wir hatten im letzten Monat über 50 Führungen, rund 40 davon aus den beiden Hauptzielgruppen Primarschule und Sekundarstufe I. Das ist in den Zeiten, wie wir sie aktuell erleben, nicht selbstverständlich.» Umso erfreulicher sei, fügt die zuständige Leiterin des Pädagogischen Medienzentrums (PMZ) an, «dass sich unser Schutzkonzept bewährt und vielen Schulklassen dieses CLEVER-Erlebnis möglich gemacht hat und noch bis am 11. November 2020 um 18 Uhr möglich macht.»

Die bisher eingegangen Rückmeldungen von Schulen und Klassen sind durchwegs positiv. Am meisten Resonanz findet bei den Schülerinnen und Schülern offensichtlich die Einkaufstour, an deren Ende die ausgesuchten Gegenstände und Waren gescannt und bewertet werden. Die Besuchenden der Ausstellung können sich auf diese Weise auch mit weiteren Prominenten messen oder vergleichen, die von Ausstellungspromoterin Biovision auch ausserhalb der Zentralschweiz rekrutiert worden sind.

Zu viel Plastik und anderes, was nicht in meinen Magen gehört

Gast-Kommentar Lukas Christen*

In meiner Zeit als Spitzensportler war mir das Thema «sinnvoller Umgang mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen» sehr nahe. Was brauche ich? Wieviel brauche ich? Was tut mir gut und was ist sinnvoll? Wo ist was drin? Und was bewirkt es in mir drin?

Solche Fragen habe ich mir gestellt, weil ich als Athlet darauf angewiesen war, mir das Optimum zuzuführen. Proteine, Eiweiss, Kohlenhydrate, Mineralstoffe, Spurenelemente usw. waren wichtig. Ich musste ideal ernährt sein. Deshalb waren zu viel oder die falschen Nahrungsmittel nicht gut für mich. Dabei habe ich nicht auf die Verpackung geschaut und gelesen, was ist drin und wo kommt es her, sondern: Wie fühlt es sich an, wenn ich es esse? Was spüre ich während und nach dem Verzehr? Wie geht es mir anschliessend? 

Als Mensch frage ich mich inzwischen natürlich ganz anderes. Klar ist mir noch immer wichtig, dass ich gut und gesund ernährt bin. Deshalb ist es für mich bis heute nicht erklärbar, weshalb ich Lebensmitteln kaufen soll, die verpackt sind. Plastik gibt es bei mir zuhause kaum, denn ich kaufe quasi von Tag zu Tag frisch ein. Im Kühlschrank hat es kaum etwas. Wozu auch? «Haltbar bis» ist mir genauso fremd, wie «Made in». Natürlich weiss ich, dass es in gewissen Ländern Kinderarbeit gibt und an einigen Orten schädlich produziert wird – aus unserer Sicht!

Auch, dass Tomaten aus Südspanien im Winter schlecht für das Klima sind, weil der Lastwagenfahrer sie hierher bringt und die Luft verpestet, ist mir bewusst. Wenn ich also auf die Tomaten verzichte, dann muss der Chauffeur sich einen anderen Job suchen. Das ist in Südspanien nicht leicht. Er hat vielleicht eine Familie zu ernähren und ist froh, dass er überhaupt einen Job hat. Will ich mit meinem Entscheid, das Klima zu retten, auch verantworten, dass der Chauffeur arbeitslos und seine Familie entsprechend darunter zu leiden haben wird? Das ist keine leichte zu beantwortende Frage.

Wer sich nachhaltig und fair ernähren will, muss wissen, was er oder sie damit bewirkt. Mit Argumenten und Nachdenken dreht man sich irgendwann im Kreis. Deshalb sollte man wieder mehr auf Gefühl und Instinkt verlassen. Mir wird in grossen Einkaufsläden oft schwindlig und übel. Zu viel Plastik, Verpackung und anderes, das ganz bestimmt nicht in meinen Magen gehört. Darum bin ich dort nur ganz selten Kunde.

Meine Eltern sind in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Sie mussten schauen, wie sie für die Familie genug zu essen bekamen. Während des Krieges gab es zu einigen Zeiten tagelang nichts als eine warme, dünne Suppe am Abend. Ich hingegen lebe in einer Wohlstandsgesellschaft. Mir geht es im weltweiten Vergleich sehr gut. Fragen der «Nachhaltigkeit» und «Fairness» können sich noch nicht so viele Menschen auf diesem Planeten leisten. Sehr, sehr viele müssen schauen, wie sie über die Runden kommen.

Aber: Ja, es ist gut, wichtig und richtig, dass man sich bewusst ist, wie man einkauft und was man damit bewirkt. Doch noch wichtiger ist es, wenn man sich genau bewusst ist, wie man sich dabei fühlt und was man in sich spürt.

*Lukas Christen (54) war angehender Spitzenfussballer, als er 1987 bei einem Motorradunfall ein Bein verlor. In Jahren 1990 bis 2000 gehörte er zu den erfolgreichsten Leichtathleten der Welt. Er ist in der Kategorie Oberschenkelamputierte über 100m, 200 m sowie im Weitsprung siebenmaliger Paralympics-Sieger, fünffacher Weltmeister und mehrfacher Weltrekordhalter. Im Jahr 2005 beendete er seine Sportlerlaufbahn. Seither arbeitet der Betriebsökonom als selbständiger Unternehmer, Berater, Coach und Buch-Autor.


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