5. März 2023

«Lehre wird dank OER als akademische Leistung sichtbarer»

Die PH Luzern hat sich schon verschiedentlich mit Fragen der Openness beschäftigt. Nun hat die Hochschulleitung die vom Zentrum für Hochschuldidaktik (ZHD) erarbeitete Open-Educational-Resources-Policy verabschiedet, welche leitende Überlegungen im Umgang mit der Veröffentlichung und Nutzung von Studien- und Lehrmaterialien festhält. Maaike Kuurstra, Fachspezialistin e-Learning am ZHD, beantwortet die derzeit wichtigsten Fragen zur OER-Policy der PH Luzern.

Maaike Kuurstra, wie erklären Sie jemandem, der oder die mit wissenschaftlichen Tätigkeiten von und an Hochschulen nicht wirklich vertraut ist, den Begriff «Open educational resources»?

MK: Open Educational Resources (OER) sind frei zugängliche Bildungsmaterialien, die mit Lizenzen versehen sind, welche es allen möglich machen, diese Materialien zu nutzen, zu vervielfältigen und weiterzuentwickeln. Und umgekehrt eben auch: Die eigenen Materialien mit allen zu teilen.

Warum bekräftigt die PH Luzern ihre Anstrengungen bezüglich Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen und Produkten gerade jetzt?

MK: Einerseits sind die Themen «Openness» und «Open Science» aktuell in Wissenschaft und Hochschulen, auch innerhalb unserer Hochschule. Anderseits gab es direkte Fragen von Dozierenden zu OER. Um ein paar Beispiele zu nennen:  «Darf ich meine Lehrvideos veröffentlichen? Soll ich die PH Luzern dabei erwähnen? Darf ich das Logo der PH benutzen?» Und drittens dürfen wir erwähnen: Das Zentrum für Hochschuldidaktik beschäftigt sich schon seit Jahren mit Open Educational Resources. Wir haben mehrere Konferenzen zu dem Thema durchgeführt und beteiligen uns als Teil des Campus Luzern mit dem Thema an der Open Educational Week, die jedes Jahr Anfang März stattfindet. Es gab also unterschiedliche Gründe dafür, dass wir jetzt eine Policy und Handreichung mit handwerklichen Hinweisen für Dozierende entwickelt haben.

Wie beeinflusst die OER-Policy der PH Luzern das wissenschaftliche Arbeiten an der PH Luzern?

MK: Die Policy schafft zuerst Klarheit, wie wir das Anliegen Openness im Zusammenhang mit Lehrmaterialien verstehen. Und die Policy kann – in Kombination mit der erwähnten, sehr konkreten Handreichung – die Erstellung und Verbreitung von offenen Lehrmaterialien fördern und so die Verfügbarkeit von Bildungsmaterialien erhöhen. Insofern sind Policy und Handreichung also Einladungen an die Dozierenden, ihre wissenschaftlich fundierten Lehrmaterialien zur Verfügung zu stellen – und Materialien anderer zu prüfen und evtl. zu nutzen und weiterzuentwickeln. Durch die Verwendung von offenen Lizenzen können Lehrende auf eine breitere Auswahl an Ressourcen zugreifen, was die Lehr- und Lernergebnisse verbessern kann. Und nicht zuletzt: Diese offenen Materialien können dazu beitragen, die Sichtbarkeit der Hochschule zu erhöhen, da die offenen Ressourcen weltweit verfügbar sind und so ein grosses Publikum erreichen können.

 Welche Rolle spielt die mit der OER-Policy geförderte Offenheit für das wissenschaftliche Arbeiten generell?

MK: Lehre wird dank OER als akademische Leistung sichtbarer – innerhalb der eigenen Hochschule und über Hochschulgrenzen hinweg. Damit entsteht gleichzeitig die erweiterte Gelegenheit des kollegialen Austauschs über diese akademische Tätigkeit.

Gibt es an der PH Luzern schon erste Erfahrungen oder gar Erfolgsmeldungen im Zusammenhang mit der OER-Policy?

MK: Es gibt Dozierende, welche ihre Materialien bereits jetzt zur Verfügung stellen. Momentan sind wir im Allgemeinen noch in der Sensibilisierungsphase bezüglich OER. Mit dieser Policy wird hoffentlich die Bekanntheit von OER gefördert und wir können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter inspirieren, damit Erfahrungen zu sammeln.

Gibt es auch kritische Stimmen oder Zurückhaltung in Bezug auf OER?

MK: Es gibt beispielsweise Fragen zur Qualitätsprüfung oder Qualitätssicherung: Wie stellen wir Qualität sicher?  Dieses Thema haben wir in mehreren hochschulinternen Gremien diskutiert. Die PH Luzern vertraut darauf, dass alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der PH Luzern ihre Expertise haben und gemäss dieser Expertise Materialien veröffentlichen. Und wir empfehlen immer, die zu veröffentlichen Materialien noch durch eine weitere Fachperson begutachten zu lassen. Zurückhaltung gibt es beispielsweise, weil das Veröffentlichen der eigenen Materialien Zusatzaufwand bedeutet. Und die Nutzung von Materialien anderer mit der Frage verbunden ist, ob diese OER wirklich passen zur eigenen Lehre. In den nächsten Jahren wird sich zeigen, wie die Policy und die Handreichung be- und genutzt werden, und nach drei Jahren werden wir überprüfen, ob aufgrund der bisher gemachten Erfahrungen Anpassungen nötig sind.


Kontakt

Leiter Zentrum Hochschuldidaktik
Peter Tremp
Prof. Dr.
Sentimatt 1
6003 Luzern
peter.tremp@phlu.ch
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