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Die PH Luzern ist erstgenannte Partnerin des International Blended Learning Seminars. Das Projekt erlebte 2019 eine international viel beachtete, spezielle Premiere. In einem virtuellen Raum. Und in Brüssel.
«Blended Learning» ist ein Lehr- und Lernmodell, in dem Computer-gestütztes Lernen und klassischer Unterricht kombiniert werden. Es basiert im Wesentlichen auf Informationstransfer über das Internet und mit Hilfe von digitalen Tools, gleichsam aber auch über Präsenz in traditionellerem Schulungsräumlichkeiten mit Hilfe von konservativeren Lehrformen.
Die Pädagogische Hochschule Luzern nimmt in der Entwicklung von Blended Learning eine international anerkannte Führungsrolle ein. Dies zeigte sich im Jahr 2019 am deutlichsten wohl im Rahmen eines Projekts, das vom Schweizerischen Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) gefördert wird.
Der Titel, der darüber steht: «Stärkung der internationalen Zusammenarbeit in Bildung und Forschung im Bereich Erinnerungskulturen und Geschichtsdidaktik».
Die Hauptpersonen, die dahinter stehen: Prof. Dr. Peter Gautschi, Leiter des Instituts für Erinnerungskulturen und Geschichtsdidaktik (IGE), und Prof. Dr. Franziska Metzger, Leiterin des internationalen Blended Learning Seminars für Master-Studierende zur Konstruktion, dem öffentlichen Gebrauch und Transformationen von Gedächtnispraktiken und -narrativen Europas.
Dieses Seminar wurde im Herbstsemester 2019 erstmals zusammen mit Professorinnen und Professoren aus Paris, Köln, Berlin, Nijmegen und Krakau durchgeführt. Mit Erfolg. Darum scheint klar: Fortsetzung folgt! Im Herbstsemester 2020 soll ein zweites Seminar stattfinden.
In Blended Learning Seminar 2019 arbeitete eine transdisziplinäre Gruppe von 27 MA-Studierenden (durchschnittlich vier bis sechs Studierende pro Partnerinstitution) in einem digitalen Kommunikationsraum – mehrheitlich über die Plattform Moodle –zusammen. In dieser Gruppe waren verschiedene Studiengänge repräsentiert: Public History, Geschichts-, Kultur- und Literaturwissenschaften sowie Geschichtsdidaktik. Die Studierenden der PH Luzern gehörten dem Masterstudiengang Geschichtsdidaktik und öffentliche Geschichtsvermittlung, dem Studiengang Sekundarstufe I und Sekundarstufe II an.
Die konzeptionelle Grundlage des Seminars stellt die Verbindung eines erinnerungskulturellen Fokus mit einem solchen auf die Public History dar – eine Verbindung mit grossem Potenzial. Denn: Die beiden boomenden Bereiche Memory Studies (stärker in der Forschung als in der Lehre verankert) und Public History (europaweit in neuen Studiengängen, aber noch weniger in der Forschung verankert) sind bis anhin häufig getrennte Wege gegangen.
Am Institut für Geschichtsdidaktik und Erinnerungskulturen (IGE) der PH Luzern bilden beide Bereiche einen Schwerpunkt in Forschung und Lehre. Darum ist das Institut als «Leading House» für ein entsprechendes Kooperationsprojekt im europäischen Kontext besonders geeignet. Das thematische und konzeptuelle Potenzial wird im Rahmen dieses Projekts mit dem hochschuldidaktisch zukunftsweisenden und für ein internationales Lehrprojekt besonders geeigneten Feld des digitalen Lernens verbunden.
Die Auswahl der Partneruniversitäten in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und Polen basiert auf der Idee, Studierende und Dozierende aus west- und mitteleuropäischen Ländern, EU- und nicht EU-Mitgliedern, grossen und kleinen Staaten mit Blick auf Europa miteinander in Austausch zu bringen. Erwähnenswert ist, dass die polnische Gruppe auch Studierende aus Russland, der Ukraine, Tschechien, der Türkei, den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten umfasste, was den Einbezug einer «aussereuropäischen» Perspektive auf den europäischen Gegenstand des Seminars ermöglichte.
Gemeinsam erarbeitete Papiere zu konzeptionellen Texten, Online-Präsentation und Podcasts zur Analyse spezifischer erinnerungskultureller Äusserungen sowie der Austausch auf Foren und über andere Medien standen im Zentrum der digitalen Aktivitäten.
Das Seminar nahm die Prägung, Verwendung und Abwandlung bis hin zur Dekonstruktion von Erinnerungsnarrativen im nationalen und transnational-europäischen Kontext vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart systematisch in den Blick. Dieser fiel folglich hauptsächlich auf verschiedene Akteursgruppen in der Öffentlichkeit, namentlich Museen, Literatur, Kunst und Film, Medien und politische Bewegungen. Dabei wurden im ersten Teil insbesondere Minderheiten, Gender und Medien vertieft diskutiert. Mechanismen der Mythisierung und Entmythisierung sowie Fragen der Wirkmächtigkeit und des gesellschaftlichen Gebrauchs von Erinnerungsnarrativen standen in der zweiten Hälfte des Seminars im Zentrum.
Im November folgte unter dem Titel «Myths of Europe – Europe as Myth» ein dreitägiger Workshop im Haus der Europäischen Geschichte in Brüssel, an welchem alle Studierenden und Dozierenden sowie zwei Assistenten teilnahmen. Im Fokus stand neben der Weiterarbeit an bereits begonnenen Teamarbeiten die Anwendung der konzeptionellen und theoretischen Ansätze mit Blick auf Erinnerungsnarrative, -praktiken und Visualisierung in Institutionen der öffentlichen Geschichte auf die noch junge Institution des House of European History.
Hinsichtlich europäischer Mythen und der Mythisierung Europas wurden Vorstellungsräume von Nation, Europa, «Abendland», «Westen», Grenzregionen, Migration und die Konstruktion von «external others» analysiert. Teil 1 erfolgte im House of European History, Teil 2 in Teamarbeiten zu virtuellen Ausstellungen wie «Liberation Route Europe», der Webseite «Europeana» oder Narrativen von «Occident» in der Kunst. Dazu erarbeitete eine Gruppe unter der Leitung von Franziska Metzger eine höchst spannende Analyse, die hinsichtlich Fortsetzung 2020 ein viel versprechender «Cliffhanger» ist.
Die involvierten Universitäten und Fachleute: Dr. Katarzyna Bojarska, Jagiellonische Universität Krakau, Prof. Dr. Christine Gundermann, Universität Köln, Prof. Dr. Marit Monteiro, Universität Nijmegen, Prof. Dr. Armin Owzar, Sorbonne Nouvelle / Paris III und Dr. Irmgard Zündorf, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam / Freie Universität Berlin