7. August 2024

Vom Lehrdiplom zum Doktorat

Die PH Luzern engagiert sich stark für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Sie bietet dazu verschiedene Wege und kann Erfolge vorweisen.

Studierende der Pädagogischen Hochschulen erhalten mit Abschluss ihres Studiums die Unterrichtsbefähigung in Form eines Lehrdiploms und erlangen zugleich einen akademischen Titel (je nach Studiengang Bachelor oder Master). Die praxisnahe Entwicklung der Lehrpersonen im Berufsfeld wird durch Angebote der Weiterbildung und Dienstleistungen unterstützt. Wer sich weiterführende Fragen nach altersspezifischen Lernprozessen, individuellen und gruppendynamischen Entwicklungen, fachspezifischen Eigenschaften und Formen des Unterrichts stellt, kann sich auf vielfältige Art in Forschungs- und Entwicklungsprojekte der Pädagogischen Hochschule einbringen. 

Die PH Luzern betreibt gemäss PH-Gesetz berufsfeldbezogene Forschung und Entwicklung. Die Forschungsprojekte generieren Wissen, evaluieren Veränderungsprozesse im Bildungswesen oder überprüfen die Wirksamkeit von Innovationen. Der Wissenstransfer ins Berufsfeld wird unter anderem durch innovative Entwicklungsprojekte gesichert. Partizipation in Projekten erfolgt für die angehenden Lehrpersonen bereits im Studium z.B. in Form von Aufgabenstellungen im Praktikum mit den Schülerinnen und Schüler, bei projektnahen Bachelor- und Masterarbeiten sowie als studentische Assistenz. 

Jüngstes Beispiel eines Absolventen der PH Luzern

Bei manchen Studierenden geht der Wunsch nach eigener Forschungsaktivität weiter: sie wollen an einer Pädagogischen Hochschule doktorieren. Wie zum Beispiel Daniel Gysin: Er absolvierte in Luzern den Studiengang Sekundarstufe I für die Fächer Naturwissenschaften, Mathematik, Geografie und Bildnerisches Gestalten und schloss das Studium im Jahr 2011 erfolgreich ab. Daraufhin unterrichtete er vier Jahre lang an der Sekundarschule Ebikon. Sein Interesse für die fachdidaktische Forschung fiel bereits im Studium auf, u.a. widmete sich seine Masterarbeit diesem Bereich. Später folgten der Masterstudiengang Fachdidaktik Naturwissenschaften als Joint Master der PH Zürich, Universität Zürich und ETH Zürich und ab dem Jahr 2015 erste Lehraufträge an der PH Luzern im Fach Naturwissenschaften mit Schwerpunkt Physikdidaktik. Im Jahr 2016 konnte Daniel Gysin zudem erste Projekterfahrung im Projekt «MINT unterwegs» sammeln. 

Im Jahr 2019 begann er sein Doktorat im binationalen Promotionsprogramm «Empirisch-fachdidaktische Forschung & Transfer» (kurz «EFFORT») der PH Heidelberg und PH Luzern unter der Betreuung von Prof. Dr. Dorothee Brovelli (PH Luzern & PH Heidelberg) und Prof. Dr. Markus Rehm (PH Heidelberg). Im Mai 2024 konnte Daniel Gysin schliesslich seine Dissertation an der PH Heidelberg mit dem Prädikat summa cum laude erfolgreich abschliessen. 

«Den Weg vom Lehrdiplom der PH Luzern über ein Dissertationsprojekt an der PH Luzern zum Doktorat sind bereits einige Mitarbeitende in den letzten Jahren erfolgreich gegangen.»

Prof. Dr. Dorothee Brovelli, Prorektorin Forschung und Entwicklung der PH Luzern

Vielseitige Entwicklung des Arbeitsfelds

Das Arbeitsfeld von Daniel Gysin hat sich vielseitig entwickelt. Er wirkt als Fachleiter Naturwissenschaften und Technik Sekundarstufe I, Dozent im Bereich Naturwissenschaften mit Schwerpunkt Physik und ihre Didaktik sowie als wissenschaftlicher Mitarbeiter in mehreren Projekten. Per 1. September 2024 wird er die Leitung der Geschäftsstelle Forschung und Entwicklung an der PH Luzern übernehmen.

«Den Weg vom Lehrdiplom der PH Luzern über ein Dissertationsprojekt an der PH Luzern zum Doktorat sind bereits einige Mitarbeitende in den letzten Jahren erfolgreich gegangen», freut sich Dorothee Brovelli. Die Prorektorin des Leistungsbereichs Forschung und Entwicklung der PH Luzern erwähnt namentlich Matthias Hoesli, Andrea Maria Schmid, Sebastian Stuppan und Valerie Amacker und ergänzt: «Erfreulicherweise befinden sich weitere Doktorierende auf gutem Weg zu vergleichbaren Zielen.» Alle diese Mitarbeitenden wurden von Professorinnen und Professoren der PH Luzern (co-)betreut. 

Kooperationen zur Promotionsförderung

«swissuniversities», der Dachverband der Schweizer Hochschulen hält in seinem Positionspapier zum Doktorat fest: «Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist eine Kernaufgabe der Schweizer Hochschulen». Die Pädagogischen Hochschulen in der Schweiz verfügen – anders als in anderen Ländern – über kein eigenes Promotionsrecht. Dieses ist in der Schweiz nach wie vor den Universitäten vorbehalten. 

Für Mitarbeitende der Pädagogischen Hochschulen erfolgt das Doktorat deshalb entweder in Zusammenarbeit mit einer Universität in der Schweiz oder über eine Partnerschaft mit einer ausländischen Hochschule mit Promotionsrecht (Universität, Pädagogische Hochschule oder Fachhochschule). Personen, die über einen Masterabschluss einer Pädagogischen Hochschule verfügen (z.B. Sekundarstufe I oder Heilpädagogik), können mit Auflagen zur Erlangung zusätzlicher ECTS-Punkte an einer Schweizer Universität zum Doktorat zugelassen werden.  

Um die notwendige Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auch für nicht promotionsberechtigte Hochschulen voranzutreiben, wurden mit dem PgB-Programm P1 (projektgebundene Beiträge, 2017 bis 2024) entsprechende Kooperationen im In- und Ausland gefördert. Die PH Luzern baute mit dieser Unterstützung das Promotionsprogramm EFFORT zusammen mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg auf. Es legt den Schwerpunkt auf Fachdidaktik «Natur, Mensch, Gesellschaft» (NMG), steht aber auch weiteren Disziplinen offen. An der PH Luzern existieren zudem weitere Kooperationsvereinbarungen mit promotionsberechtigten Hochschulen im nahen Ausland, z.B. mit der Hochschule für Tanz und Musik Köln.

«Was bis vor ein paar Jahren noch unüblich oder gar unmöglich schien, ist heute an der PH Luzern ein wichtiges Element der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses geworden.»

Prof. Dr. Kathrin Krammer, Rektorin der PH Luzern

Unterstützungsangebote der PH Luzern

«Was bis vor ein paar Jahren noch unüblich oder gar unmöglich schien, ist heute an der PH Luzern ein wichtiges Element der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses geworden. Derzeit verfolgen rund 50 Mitarbeitende ihre Promotionsvorhaben in den Bildungs- und Sozialwissenschaften sowie den Fachdidaktiken, mit finanzieller Unterstützung durch den Schweizerischen Nationalfonds (SNF), weitere Drittmittelgeber oder die interne Forschungsförderung», sagt Kathrin Krammer, die Rektorin der PH Luzern.

Die PH Luzern bietet dabei formelle und informelle Unterstützungsangebote. Die Geschäftsstelle Forschung und Entwicklung der PH Luzern ist die erste Anlaufstelle für solche Unterstützungsangebote für alle Mitarbeitenden und interessierten Studierenden an der PH Luzern. Den spezifischen Bereich «Nachwuchsförderung» betreut seit 2021 Andrea Maria Schmid. 

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